Auf den ersten Blick handelt es sich bei dieser Seekarte der Ostsee um ein Werk des Verlagshauses Covens & Mortier, das von 1685 bis 1866 in Amsterdam bestand. Ihr Liniennetz dient der Navigation. Besonderes Augenmerk liegt auf der Küstenlinie. Zudem finden sich zahlreiche Tiefenangaben. Bei näherer Betrachtung stellt sich jedoch heraus, dass die Karte aus dem „Neptune François, ou Atlas nouveau des cartes marines“ stammt, einem französischen Marineatlas, der auf Initiative Jean-Baptiste Colberts (1619-1683) verfasst und 1693 in Paris bei Claude Gournai erschien. Er enthält zahlreiche Seekarten der Ostsee, Nordsee und der europäischen Atlantikküste. Noch im selben Jahr gab Pieter Mortier (1661-1711), der Vater der beiden vorgeblichen Urheber der Ostseekarte, Cornelis Mortier (1699-1783) und Johannes Covens (1697-1774), den „Neptune François“ ohne Autorisation des französischen Königs ebenfalls heraus. Seine Ausgabe wurde jedoch nicht von der Seefahrt genutzt, sondern diente als Prachtband. Spätestens 1721 stellte der Verlag den Druck des Werks ein. Vorhandene Exemplare sowie Einzelkarten wurden in den Folgejahren abverkauft. Es handelt sich bei der Ostseekarte also nicht um eine „Nieuwe Caart“, sondern um einen Raubdruck.